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Alina Osmers


Kunst, die unter die Haut geht

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Kunst, die unter die Haut geht

alunar.ink

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Kunst, die unter die Haut geht

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Kunst, die unter die Haut geht

Alina Osmers

An einem sonnigen Donnerstagnachmittag treffe ich mich mit der jungen Tätowiererin Alina Osmers. Alina ist gerade mal 21 Jahre alt und betreibt schon ihr eigenes Tattoo-Atelier in Bremen. Ursprünglich stammt Alina aus Oyten, wo auch ihre Geschichte als Tätowiererin begonnen hat.

Mit einem Lächeln im Gesicht erzählt Alina mir: »Also das ist eine lange Geschichte: Ich habe damals bei mir im Dorf mit dreizehn Jahren für unsere Tätowiererin schon Vorlagen gezeichnet und habe Geld dafür bekommen. Ich habe halt, was das angeht, relativ alternative Eltern. Meine Mama fand Tattoos immer mega toll und deshalb war es für mich nie so’n Tabuthema, sondern immer etwas, das ich cool fand. Ich hatte da auch schon immer Lust drauf und habe dann, wie gesagt, immer nebenbei gezeichnet.«

Nachdem Alina ihr Fachabitur in Richtung Gestaltung absolviert hat, hat sie begonnen, in Hannover zu studieren, ihr fehlte jedoch die Kreativität: »Deswegen habe ich mir überlegt, neben dem Studium in Hannover zu tätowieren und zu gucken, ob ich da eine Teilzeitstelle bekomme. Mein Freund hat mir eine 40-Euro-Amazon-Tattoomaschine geschenkt und dann habe ich Zuhause angefangen auf Obst zu tätowieren. Die Bilder davon habe ich auf Instagram gepostet. Die letzte Nacht, bevor die Uni wieder losging, habe ich nochmal auf mein Handy geschaut und hatte eine Nachricht von einem Tätowierer aus Bremen, ob ich da nicht mal vorbeikommen möchte. Daraufhin habe ich mich schnell entschieden die Uni abzubrechen und wieder zurückzuziehen. Und seitdem tätowiere ich jetzt.«

In unseren Gespräch merke ich, dass Alinas Karriere als Tätowiererin sehr schnell bergauf ging. Ein Grund dafür waren auch ihre Kontakte zum Heimatort. Schnell durfte Alina viele Freiwillige tätowieren und konnte dadurch an ihrer eigenen Technik feilen. Ihr erstes Tattoo hat sie ihrer besten Freundin gestochen, nach gerade mal zwei Wochen Berufserfahrung. Stolz erzählt Alina mir: »Eigentlich muss man halt viel länger Praktikum machen, aber aus irgendeinem Grund ist das Tattoo gut geworden. Ich weiß auch nicht warum, das Tattoo sieht auch immer noch ganz vernünftig aus. Klar, nicht so wie meine Tattoos jetzt, aber für ein erstes Tattoo in Ordnung.«

» Ich hatte von Anfang an immer im Kopf: Ich möchte irgendwann einen eigenen Laden haben! «

Obwohl Alina erst 21 Jahre alt ist, eröffnete sie im September 2018, nach gerade mal eineinhalb Jahren Berufserfahrung, ihr eigenes Atelier. Das zeugt von großem Talent und Durchhaltevermögen. »Ich hatte von Anfang an immer im Kopf: Ich möchte irgendwann einen eigenen Laden haben! Und dann habe ich halt den Laden hier gefunden und hatte auch noch andere Angebote. Aber habe mich dann schlussendlich für die Selbstständigkeit entschieden. Wir haben uns im alten Atelier auch relativ spontan getrennt, nur hatte ich meine ganzen Termine und ich wusste nicht wohin. Das war dann wirklich eine schnelle Entscheidung – ich bin da im August raus und im September habe ich den Laden hier eröffnet. Das war wirklich so: ›Zack und fertig!‹. Zwischenzeitlich war ich noch als Gasttätowiererin in Berlin und dann haben wir innerhalb von zwei Wochen den kompletten Laden renoviert – Boden, Decken und alles selber gestrichen.«

Und das Ergebnis lässt sich sehen – das Atelier von Alina ist hell, hat hohe Decken und ist liebevoll eingerichtet. Trotz der doch eher bedrückenden Situation, sich bei einem Tattootermin Schmerzen zufügen zu lassen, ist der Laden freundlich und einladend. Stolz präsentiert sie ihre eigenen Werke an den Wänden und zeigt den Kunden schon vorab, was sie auf die Haut bringen kann.

Alinas Werke bestehen aus feinen Linien und vielen kleinen Akzepten, die sich zu einem tollen Gesamtbild zusammenfügen: »Ich steche Dockwell, Linework und auch Fineline. Ich tätowiere ganz ganz dünn und schattiere aus Schraffierungen und Punkten. Das heißt, ich fülle das nicht mit einer dicken Nadel aus, sondern mit einer dünnen. So arbeite ich dann ganz dünn, viel ornamental oder mit Mandalas und Blumen - viel florale Sachen. Hauptsächlich steche ich in schwarzweiß, nur in ganz seltenen Fällen mal mit Farbe.«

» Im Endeffekt freut man sich dann auch, wenn man die Vorlage gezeichnet hat, diese auf die Haut zu bringen. «



Natürlich ist Alina auch selber tätowiert und trägt ihre Tattoos mit Freude. Ihr erstes Tattoo bekam sie mit 18 Jahren und seitdem hat sie um die fünfzehn Tätowierungen auf ihrem Körper. Obwohl sie schon reichlich Tattoos hat, hat sie sich bisher noch keins selber gestochen. »Musste ich nie (lacht), weil man das eigentlich am Anfang machen muss, man muss ja erstmal irgendwo stechen, aber ich hatte das Glück, dass sich so viele Leute schnell gemeldet haben, sodass ich es einfach nie machen musste. Ich werde es aber irgendwann nochmal machen, aber man kommt irgendwie nur an ganz wenige Stellen richtig ran, man braucht ja eigentlich beide Hände zum Spannen. Und besonders bei so feinen Linien, dass geht nicht wenn ich nicht spannen kann und deshalb könnte ich mich vielleicht nur auf meinem Oberschenkel selber tätowieren. Aber die Stelle möchte ich mir nicht selber tätowieren. Da möchte ich von einem anderen Künstler ein ganz großes Projekt, was dann auch wirklich ganz rüber geht.«

Das Tätowieren ist auch der Prozess der Alina am meisten gefällt, obwohl auch das Zeichnen und Entwerfen eine große Leidenschaft von ihr ist. »Im Endeffekt freut man sich dann auch, wenn man die Vorlage gezeichnet hat, diese auf die Haut zu bringen. Das auf die Haut bringen ist viel schöner als das Zeichnen vorher.«

» Ich möchte jetzt mehr „Guestspots“ machen. Ich fahre jetzt wieder nach Berlin und bin dann noch in Hannover. «

Alina vergibt nur zweimal im Jahr Termine für die nächsten Monate. »Ich habe jetzt im April die Termine bis Oktober vergeben. Ich vergebe immer 24 Stunden lang an einem Tag für die nächsten paar Monate, sodass ich meine Sicherheit habe und die Leute aber auch nicht so unfassbar lange warten müssen. Das nächste Mal vergebe ich dann im Juni die Termine für Oktober bis Dezember oder Januar. Je nachdem bekommt man dann einen Termin innerhalb von zwei bis sechs Monaten.« Wer also unbedingt ein Tattoo von Alina haben möchte, muss schnell sein und über ihre Internetseiten versuchen einen Termin zu ergattern.

Nach so einem getakteten Terminkalender sind wir umso glücklicher über das erfolgreiche Interview mit Alina und wünschen für ihre weitere Laufbahn als Tätowiererin viel Glück. Ich bin mir sicher, der eine oder andere ist auf den Geschmack gekommen und wird sich nochmal bei Alina melden, um auch ein Unikat auf der Haut zu bekommen.

Autorin
Maj-Britt

Interview: Maj-Britt, Quyen
Fotos: Janika