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Dane Stops


Street Art zwischen Galerie und Social Media

Grey Street Art

Dane Stops


Street Art zwischen Galerie und Social Media

Dane Stops


Street Art zwischen Galerie und Social Media

Dieser Artikel ist auf Deutsch und Englisch verfügbar.
This article is available in German and English.

11 Uhr vormittags im Bremer Stadtteil Schwachhausen. Eine kurze Straße führt zum Seiteneingang eines großen Backsteingebäudes. Hier bin ich mit Dane Stops verabredet, der, wie er selbst sagt, zwei unterschiedliche Dinge macht: »Tagsüber unterrichte ich an einer Universität zuhause in Durban, Südafrika, und nachts bin ich Künstler. Das beides ergänzt sich gegenseitig. Ich unterrichte Zeichnen und Methoden im Fachbereich Grafikdesign – also denke ich über alles, was ich unterrichte, auch selber nach und wende es an.«

Grund für seinen Aufenthalt in Bremen ist ein Kunststipendium, das seit 2004 von der Bremischen Bürgerschaft und der Bremer Heimstiftung vergeben wird und Künstler*innen die Möglichkeit eines internationalen Austausches gibt. Ähnlich zweigleisig wie seine beiden Tätigkeitsfelder ist auch Dane‘s Kunst, er arbeitet interdisziplinär – mit Skizzen und Zeichnungen auf dem Papier und mit Spraydosen und Stencils auf Hauswänden und Mauern.

11 AM in the district of Bremen Schwachhausen. A short street leads to the side entrance of a tall brick building. I’m here to meet Dane Stops in his temporary workshop. According to his own description, Dane does two different things: »By day I teach at a university at home in Durban, South Africa, and by night I‘m an artist. The two feed into each other. I teach drawing and techniques in the graphic design department – so I think about everything that I teach and apply it myself.«

The reason for his stay at Bremen is a scholarship for arts that is being awarded since 2004 by the Bremer Bürgerschaft and the Bremer Heimstiftung and grants artists the opportunity of an international exchange. His art is similarly two-sided as the two fields of work: He works interdisciplinary – with sketches and drawings on paper and with spray cans and stencils on exterior walls.

Wann hast du angefangen zu malen?

»Ich habe als Kind angefangen zu malen, so wie alle Kinder es tun, denke ich. Aber ich glaube, dass Kreativität in meiner Familie mehr ermutigt wurde, da meine Mutter Bildende Kunst studiert hat und mein Vater Musiker ist – es war also das, was sie verstanden haben. Malen war etwas normales und es ist zum Teil auch der Grund dafür, dass ich mich entschieden habe, mich mehr auf die Kunst zu konzentrieren als auf alle anderen Hobbies die ich hatte. Ich glaube, wenn ich nichts mit Kunst machen würde, würde ich etwas mit Musik machen. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass all die Musiker, die ich wirklich mag, das Spielen ihrer Instrumente bereits angefangen haben, als sie noch sehr jung waren. Ich habe mein ganzes Leben lang gemalt und vielleicht musste ich einfach nur entscheiden, dass ich das tun will und dann mehr daran arbeiten.«

Und wann hast du angefangen Graffiti zu sprayen?

»Ich habe in den frühen 2000ern angefangen, als ich auch gerade die Highschool begann, das war auch der Anfang meiner Teenager-Zeit. Aber ich glaube, dass ich ungefähr erst 2010 anfing, in die Richtung zu gehen, in die ich wirklich wollte.« Heute sind die Werke von Dane Stops eine Kombination aus beiden Stilen: Filigrane, handgezeichnete Linien mischen sich mit den urbanen Techniken und Motiven von Street Art und Graffiti. Ich möchte wissen, wie es dazu kam. Wann und warum hat er angefangen, die beiden Stile zu vereinen?
»Das war auch um 2010 herum. Ich glaube, weil ich anfing, Fotos vom Malprozess zu machen und mir dann auffiel, dass in den Skizzen eine gewisse Qualität steckt, die in der fertig bemalten Wand verloren geht. Ab diesem Moment habe ich versucht, mehr so zu malen, wie ich auch zeichne.«

When did you start drawing?

»I think I started drawing as a child like how all children draw. But I believe that creativity was encouraged more in my family, since my mom studied fine arts and my dad is a musician – it was what they understood. Drawing has been something that’s normal and it’s also part of the reason why I chose to focus on art more than on any of the other hobbies that I had. I think If I wouldn’t do something with art then I would do something with music. But there was a point where I realised that all of the musicians I really like started playing their instruments at a really young age. I’ve been drawing my whole life and maybe I just had to decide that I want to do that and then work on it more.«

And when did you start doing graffiti?

»I started in the early 2000s when I was just starting highschool, that was also the beginning of my teenage years. But I think that I only started to go in the direction that I really wanted to in about 2010.« Today, the works of Dane Stops are a combination of both styles: delicate, hand-drawn lines mix with the urban techniques and motives of street art and graffiti. I want to know how that happened. When and why did he start combining the two styles?
»That was also around 2010. I think because I started taking pictures of the process while I was painting and I started to notice that there was a certain quality in the sketch that was lost in the final painting. From that moment on I tried painting more in the way that I draw.«

Dass dieser Stilmix wunderbar funktioniert, kann ich bereits an den vielen Werken sehen, die überall in seinem kleinen Atelier verteilt sind: An den Wänden hängen unterschiedlich große Leinwände und bemalte Stoffe, auf den Tischen liegen kleinere Skizzen. Und das sind nur die Arbeiten, die während seines dreimonatigen Aufenthalts hier entstanden sind. Dane erzählt mir, dass sich durch das Zusammenfügen der beiden Stile auch seine eigene Wahrnehmung von Kunst verändert hat.

I can tell that this mix of styles works out very well from the various paintings that are on display all around the small workshop: different sized canvases and painted fabrics are hanging on the walls, smaller sketches are lying on the tables. And those are only the works that were made during his three-monthly stay here. Dane tells me that his own perception of art has changed as well by combining the two styles.

» Ich denke heutzutage belasse ich eine Arbeit auch an einem Punkt, an dem viele Leute denken könnten, dass sie unfertig ist.
» I think nowadays I leave a work in a place where a lot of people might think that it’s unfinished.

Ich glaube, das hätte ich vorher nicht getan. Ich mag es, diese feinen, gezeichneten Linien bestehen zu lassen. Ich möchte, dass meine Arbeiten das selbe Gefühl vermitteln, wie ein Skizzenbuch. Da gibt es einfach ein Gefühl von Freiheit und einen Mangel an Druck. Das wäre wohl nicht passiert, wenn ich nicht angefangen hätte, das Zeichnen mehr in das Malen zu integrieren.«

I don’t think I would have done that before. I like to leave in these drawn lines, I want my work to have the same feeling that you get in a sketchbook. There’s a certain amount of freedom and lack of pressure. That probably wouldn’t have happened if I didn’t start to integrate the drawing more into the painting.«

Also fühlst du dich dadurch etwas freier mit deiner Kunst?

»Genau, es muss nicht perfekt vollendet sein, um ›fertig‹ zu sein.«

Dass Kunst Geschmackssache ist, gilt natürlich auch bei Street Art. Die Diskussion um Vandalismus und Kunstfreiheit ist heute noch genauso aktuell wie damals, als die ersten Bilder und Schriftzüge auf Hauswände oder Zugwaggons gesprüht wurden. Gerade deshalb interessiert es mich, wie die Kunst von Dane hier wahrgenommen wird.

»Ich habe ein paar Komplimente bekommen, aber so ganz weiß ich nicht was die Leute denken. Sie wirkten interessiert und haben Fragen gestellt, worum es in der Arbeit geht, aber momentan weiß ich das eigentlich nicht [lacht]. Aber bei einem Tag des offenen Ateliers schienen sie interessante Fragen zu haben. Sie sprachen mit der Kuratorin, die das Stipendium verwaltet, Katerina Vatsella. Sie hat über die Arbeiten geredet und jede Menge Fragen beantwortet, aber das komplette Gespräch war auf Deutsch, also musste ich ihr einfach vertrauen.
Um ehrlich zu sein hatte ich das Gefühl, dass sie mehr über die Arbeiten reden konnte als ich. Was ich okay fand, das war super! Das gehört zu den Dingen die ich nicht mache, aber meine Studenten müssen es: Konzepte vernünftig formulieren. Die fragen mich dann immer nach meinem Konzept in meinen Arbeiten und ich erzähle ihnen, dass das ja egal ist, ich habe meinen Abschluss ja schon!«


Ich muss lachen. Was für eine typische Lehrer-Antwort!

»Naja, die beiden Dinge unterscheiden sich ja schon. Meine Kunst ist persönlich und meine Studenten machen Grafikdesign. Sie müssen eine Idee erarbeiten, die die Bedürfnisse der Kunden und der Produkte trifft. Am Ende habe ich bei meiner Arbeit schon eine Idee, aber die ist nicht so wichtig. Es ist in Ordnung wenn du dir die Arbeit anguckst und etwas total anderes darüber denkst als ich.«

So you feel a little more free with your art through that?

»Right, it doesn’t have to be finished perfectly to be ›finished‹«

Art is a matter of taste, of course that also applies to street art. The discussion about vandalism and freedom of art is still as relevant today as it was back in the day when the first images and letterings were sprayed on walls or trains. For this very reason I‘m interested in how Dane’s art is perceived here.

»I got a few compliments, but I don’t know what people really think. They seemed interested and asked what the work is about, but at this point I don’t really know (laughs).

But at an open studio they seemed to have interesting questions. They spoke to the curator who manages the scholarship, Katerina Vatsella. She spoke about the work and answered a lot of questions, but the whole conversation was in German, so I just had to trust her. Actually, I felt like she could speak more about the work than I could. Which I was fine with, that was great.

That’s one of the things I don’t do, but my students have to: formulate concepts properly. They always ask me about my concept in my work and I tell them that it doesn’t matter, because I already have my degree (laughs)!«


I can’t help laughing. What a typical teacher answer!

»Well, the two things are different though. My art is personal and my students are doing graphic design. They have to come up with an idea that meets the clients needs and the product needs. In the end I will have an idea behind my work, but that is not as important. It’s okay if you look at the work and think something completely different than me.«

Auch wenn die Werke von Dane Stops sich durch seinen eigenen Stil auszeichnen, bin ich neugierig, wer oder was ihn dazu inspiriert hat. Gibt es bestimmte Künstler*innen denen er nacheifert oder zu denen er aufsieht? Oder sind es ganz andere Dinge wie beispielsweise Musik oder Filme? Bei dieser Frage muss er nicht lange überlegen. »Wenn wir zurückblicken, ist einer meiner ersten Einflüsse im Graffiti DAIM aus Hamburg. Er hat mich definitiv bei diesen 3D-Blöcken beeinflusst, da er 3D-Lettering malt. Eigentlich versuche ich, mir seine Arbeit nicht zu oft anzusehen, ansonsten will ich bloß das tun, was er tut.«

Ein weiterer Künstler, dessen Schaffen Dane schon seit langer Zeit mitverfolgt, ist der Bremer Markus Genesius. Unter seinem Alias wow123 ist dieser bereits seit über 30 Jahren in der Graffiti-Szene aktiv, bekannt sind vor allem seine Arbeiten mit dem Fernsehtestbild.

In der jüngsten Zeit beeinflussen ihn vor allem die Werke von SAINER, einem Maler und Graffiti-Künstler aus Polen, und ARYZ, ebenfalls Graffiti-Künstler aus Spanien. Diese beiden seien auf eine Art und Weise inspirierend, die dafür sorgt, dass man die eigene Arbeit in Frage stellt. Mit diesen Zweifeln an der eigenen Kunst und ihrer Überwindung geht Dane ganz offen um.

Even if the works of Dane Stops are characteristic with their own style, I’m curious who or what inspired him. Are there certain artists that he tries to equal or that he looks up to? Or is he inspired by completely different things like music or movies? He doesn’t have to think of an answer very long. »If we look back, one of my first influences in graffiti is DAIM from Hamburg. He definitely influenced me in these 3D-blocks, because he paints 3D-lettering. Actually, I try not to look at his work to often, otherwise I just want to do what he does.«

Another artist whose work Dane already follows for a long time is Markus Genesius from Bremen. Under his alias wow123 he has already been active in the graffiti scene for over 30 years, he is especially famous for his works with the tv test card.

Lately he is mostly influenced by the works of SAINER, a painter and graffiti artist from Poland, and ARYZ, also a graffiti artist from Spain. Those two are inspirational in a way that makes you question your own work. Dane is very open with these doubts about his own work and their overcoming.

» Ich glaube, in der ersten Hälfte des letzten Jahres habe ich einfach alles gehasst, was ich getan habe.
» I think for about the first half of last year I just hated everything I was doing.

Deshalb habe ich mir viele Ausstellungen angesehen, insbesondere eine von SAINER und das war die beste Ausstellung, die ich je gesehen hatte! Das war so etwas wie ein neuer Maßstab für alles, was ich tun wollte!«

Doch es sind nicht nur Graffiti-Künstler*innen, die Dane inspirieren. So beispielsweise auch der österreichische Grafikdesigner Stefan Sagmeister, der vor allem die Art, wie er über seine eigenen Arbeiten denkt, verändert hat. Sein Tipp für die Suche nach Inspiration?
»Sucht euch Einflüsse, die aus einem anderen Fachgebiet kommen!«

Therefor I looked at a lot of exhibitions, but especially one by SAINER and that was by far the best exhibition I’ve ever seen! That was kind of a new benchmark for everything that I wanted to do!«

But it’s not only graffiti artists who inspire Dane. For example, there’s the Austrian graphic designer Stefan Sagmeister, who particularly changed the way how he thinks about his own work. His advice for finding inspiration? »Find outside influences!«

Wir reden auch über den Einfluss von sozialen Medien auf Künstler*innen und deren Kunst – ein unglaublich spannendes Thema, vor allem in der heutigen Zeit. Dane, der viele seiner Arbeiten auf Instagram postet und über aktuelle Ausstellungen in sozialen Medien informiert, sieht das Thema durchaus kritisch.

»Ich frage mich, wie sehr mich die Personen, denen ich auf Instagram folge, beeinflussen, ohne dass ich es merke. Und kopiere ich, ohne es zu wissen, das was viele andere auch machen?

Wenn ich darüber nachdenke, eine Arbeit von mir zu posten, verändert das dann auch die Erstellung der Arbeit selbst? Schließlich möchte ich, dass die Menschen darauf reagieren. Aber ich möchte nicht, dass das die Motivation hinter meinem künstlerischen Schaffen ist.«


Durch das Stipendium hat Dane auch die Möglichkeit, hier in Bremen Kontakt zu anderen Künstler*innen aufzunehmen. So hat er beispielsweise auch Markus Genesius alias wow123 getroffen und konnte sich mit ihm über seine Arbeiten austauschen.

»Katerina kennt eine Menge anderer Künstler, also habe ich einige davon getroffen und auch ein paar Leute, die in Galerien arbeiten. Ich denke, wenn ich eine geselligere Person wäre, hätte ich diese Kontakte wahrscheinlich mehr für mich genutzt. Das beste für mich war dabei, dass Katerina bereits mit wow123 gearbeitet hat und ihn hat wissen lassen, dass ich hier bin. Dementsprechend haben wir uns getroffen, das war cool für mich.«

Trotz der vielen neuen Erfahrungen hat Dane auch Zeit für einen kurzen Ausflug nach Berlin gefunden. Er war drei Tage lang dort und hat seinen Aufenthalt, nach seinen eigenen Worten, nur damit verbracht sich Murals anzusehen. Bei so viel Liebe zum Graffiti möchte ich natürlich auch wissen, wie die Street Art-Szene in Südafrika aussieht.

We also talk about the influence of social media on artists and their art – an incredibly interesting topic nowadays. Dane, who posts a lot of his works on Instagram and gives information about current exhibitions on social media, is quite critical on the topic.

»I wonder how much the people I follow on Instagram are influencing me without me knowing. And am I, without knowing it, copying what a lot of other people are doing?

If I think about posting a work, does it change the way I’m making the work? Because I want people to react to it. But I don’t want that to be the desire behind making the work.«


Together with the scholarship Dane gets the opportunity to get in touch with other artists here in Bremen. For example, he met Markus Genesius alias wow123 and could talk to him about his work.

»Katerina knows a lot of other artists, so I’ve met a few of them and a few people who work in galleries. I think if I was more of a social person I probably would have used these connections more to my benefit. The best thing for me was that Katerina has worked with wow123 and she let him know that I was here. So subsequently we’ve met and that was cool for me.«

Despite all of the new experiences Dane had some time for a short trip to Berlin. He was there for three days and used his stay, according to his own words, solely to look at murals. Considering this much love for graffiti, I want to know what the street art scene in South Africa is like.

»Das ist ganz unterschiedlich in den einzelnen Städten. Ich denke, wenn man sich das allgemein anguckt, dann hat Durban quasi keine Street Art-Szene im Vergleich zu Johannesburg oder Kapstadt. Aber es gibt eine Street Art-Szene in Durban. Sie besteht nur weniger aus dem traditionellen Graffiti wie Bombing oder Tagging, das Vandalismus-Zeug. Meine größte Kritik am Graffiti in Durban ist, dass es in letzter Zeit sehr eng mit Werbung assoziiert ist.«

Wieso das?

»Das ist nicht die Schuld der Graffiti-Künstler. Ich denke auch, dass es eine gute Übung ist, weil wir so Aufträge bekommen und etwas malen können, was wir normalerweise nicht tun würden. Aber es hat sich dahin entwickelt, dass die Leute, wenn sie eine schöne bemalte Wand sehen, direkt denken, dass es etwas mit einer Veranstaltung oder so zu tun hat.«

Oh, okay. Was hat das für Folgen?

»Das hat sich ziemlich stark auf die Entwicklung einer stärkeren Street Art-Szene ausgewirkt, aber ich glaube, dass viele Künstler das für ihren eigenen Vorteil genutzt haben, um legale Wände zu bekommen. Sobald die Veranstaltung vorbei ist gehen sie dort hin zurück und übermalen die Wand.

Ich denke, dass die Szene in den letzten Jahren viel mehr gewachsen ist. Die letzten fünf Jahre waren wesentlich produktiver als die fünf Jahre davor. Während es Mitte der 2000er viel Graffiti gab, von einfachen Tags auf der Straße bis zu kompletten Produktionen und ganzen Wänden und Murals. Das hat ein bisschen nachgelassen.«

»It’s very different in each city. I think if you look at it generally, Durban has virtually no street art scene compared to Johannesburg or Capetown. But there is a street art scene in Durban. It’s just less of the traditional graffiti like bombing or tagging, the vandalism stuff. My biggest criticism of graffiti in Durban is that it has become closely associated with advertising lately.«

How so?

»That’s not the fault of the graffiti artists. I also think it’s good practice, because we’re able to get jobs and paint something that we wouldn’t normally do. But it’s gotten to a point where most people, when they see a nicely painted wall, think that it’s associated with an event or something.«

Oh, okay. What are the consequences of that?

»That has hardly interfered with developing a stronger street art scene, but I think a lot of artists have used that to their advantage to get legal walls. As soon as the event is over they go back and repaint the wall.

I think the scene has grown a lot more in the last years. The last five years have been far more productive than the five years before that. Whereas at the mid-2000s there was quite a lot of graffiti from simple tags on the streets to full on productions and complete walls and murals. That sort of died down for a while.«

Wie sehr unterscheidet sich Durban denn von den größeren Städten?

»Ich kann nicht wirklich etwas über Kapstadt sagen, aber in Johannesburg gibt es ziemlich viel Graffiti. Graffiti in allen Formen, von illegal bis zu großen Produktionen mit internationalen Künstlern. Aber Johannesburg ist ein bisschen wie das Berlin von Südafrika, nur viel viel kleiner.«

Und wie sieht das in Deutschland aus? In meiner Wahrnehmung gibt es in den letzten Jahren auch immer mehr Artworks, die von spezialisierten Agenturen angefertigt werden. So können sich beispielsweise Unternehmen oder auch private Hauseigentümer ein Graffito an die Wand malen lassen, um diese einerseits zu verschönern und andererseits unerwünschtem Vandalismus Einhalt zu gebieten. Ich möchte von Dane wissen, ob seine Wahrnehmung illegaler Wandkunst sich verändert hat, als er anfing, seinen Stilmix in Galerien auszustellen.

How big is the difference between Durban and the bigger cities?

»I can’t really say anything about Capetown, but there’s quite a lot of graffiti in Johannesburg. Graffiti in all forms, from illegal to big productions with international artists. But Johannesburg is kind of like the Berlin of South Africa, but on a much smaller scale.«

And what is the case in Gemany? In my perception there is an increasing number of artworks that are done by specialized agencies in the last years. Companies or private house owners can get a graffito done to either make a wall prettier or prevent unwanted vandalism. I want to know from Dane if his perception of illegal graffiti has changed since he started to exhibit his mix of styles in galleries.

»Nein, ich denke nicht. Ich habe auch nicht lange illegal Graffiti gemalt, aber ich liebe es, sowas zu sehen. Insbesondere Tags und Throw-Ups, einfach traditionelles Graffiti-Writing. Ich mag es wirklich sehr, mir das anzugucken und ich denke, dass das ein unglaublich wertvoller Teil der Kunstform ist.

Ich empfinde es allerdings nicht als ›Kunst‹. Ich empfinde es durchaus als künstlerisch, aber es gibt da definitiv eine Trennung. Es gibt einen Punkt, an dem Graffiti zu Kunst wird, aber meiner Meinung nach passiert das bei einem Großteil des Graffiti-Writing nicht. Das ist für mich eher verbunden mit Werbung.

Jetzt habe ich gerade gesagt, dass es keine Kunst ist, aber ich muss den Begriff ›Kunst‹ dafür verwenden... (grinst).

»No, I don’t think it has. I didn’t do illegal graffiti for very long, but I love seeing it. Especially tags and throw-ups, just traditional graffiti writing. I really enjoy looking at it and I think it‘s an incredibly valuable part of the art form.

I don’t consider it ›art‹ though. I consider it artistic, but there’s definitely a division. There’s a point where graffiti becomes art, but I think most graffiti writing doesn’t actually become art. For me it’s closer related to advertising.

Now I just said that it’s not art, but I need to use the term ›art‹ for it (grins).

Es ist Kunst, die mit der selben Mentalität arbeitet wie Werbung:
It’s art that works with the same mindset as advertising:

Mit Wiederholung des Namens, genau wie eine Marke es tut, und sie fragt nicht nach einer öffentlichen Erlaubnis um eine Werbetafel aufzustellen.«

through repetition of a name, the same way a brand does, and it doesn’t ask public permission for putting up a billboard.«

Nach diesem Satz bleibt mir der Gedanke, dass Street Art und Grafikdesign vielleicht doch besser zusammenpassen, als ich anfangs dachte. Im Anschluss an unser Gespräch wird Dane seine Sachen packen – alle Leinwände, Skizzen und Malutensilien. Bereits morgen fliegt er zurück nach Durban. Was er aus seiner Zeit in Bremen mitnimmt?

»Eins der wertvollsten Dinge hier ist die freie Zeit und dass man nicht über normale Verpflichtungen nachdenken muss.«

Das wird er wohl vermissen, wenn er wieder zuhause ist.

After this sentence I’m left with the thought that street art and graphic design maybe fit together better than I initially expected. Following the conversation Dane is going to pack up his things – all the canvases, sketches and drawing material. He is going to fly back to Durban tomorrow already. What he takes home from his time in Bremen?

»One of the most valuable things here is the free time and not having to think about normal responsibilities.«

Perhaps he is going to miss that when he’s back home.

Autorin
Author
Tanja

Fotos: Max

Photography: Max