Julia Eifler
Klassisches Modedesign und Nachhaltigkeit ‒ Geht das?
Julia Eifler
Klassisches Modedesign und Nachhaltigkeit - Geht das?
Julia Eifler
Klassisches Modedesign und Nachhaltigkeit - Geht das?
An einem Donnerstagnachmittag treffe ich mich mit der Modedesignerin Julia Eifler in einem ihrer liebsten Restaurants in Bremen, dem »MA«. Im Schlepptau: Eine Menge Fragen an Julia, zu ihrem Leben und besonders zu ihrer Leidenschaft ‒ dem Modedesign.
Zurzeit wohnt die gebürtige Bremerhavenerin in Bremen und studiert an der Hochschule für Künste Bremen den Studiengang »Integriertes Design« als Masterstudiengang. Julia selber beschreibt sich als einen optimistischen, kreativen und verträumten Menschen. Mich interessiert, wie sie Modedesignerin geworden ist und mit ihren 27 Jahren schon so viel erreichen konnte. »Meine Oma hat geschneidert, deswegen hatte ich schon als Kind Berührungen zum Nähen.«, erzählt mir Julia in unserem Gespräch. Ihr Fachabitur hat Julia in der Fachrichtung »Mode und Design« in Bremerhaven an der BS Sophie Scholl gemacht. Nach dem Abschluss entschied sie sich dann dazu, an der Hochschule Hannover Modedesign zu studieren.
Während des Studiums hat sie versucht, auch neben der Hochschule an vielen Projekten teilzunehmen. Zum einen war sie an dem Projekt Trailer Trash beteiligt. »Dieser mobile Pop-Up Store entstand zunächst aus dem Masterprojekt von Janine Coldewey. Recht schnell wuchs die Idee und ein Kollektiv aus fünf Personen war geboren.«, informiert mich Julia. »In einem umgebauten Wohnwagen haben wir den Pop-Up Store eröffnet und dort wechselnde Kollektionen von nachhaltiger und qualitativer Mode präsentiert.« Julia war ebenfalls bei … Tulpen Design tätig. »Dort war ich quasi die rechte Hand des Designassistenten. Vom Kollektionsentwurf, Umsetzung über PR und Marketing bis hin zur Organisation einer Modenschau zur Berlin Fashion Week konnte ich dort richtig in das ›Märchen‹ eines Designers eintauchen, da das Label wirklich gearbeitet hat, wie man sich das als Traumvision so vorstellt: Entwürfe zeichnen per Hand und so. Diese Zeit war sehr lehrreich und hat mich bis heute geprägt.«
Als Modedesignerin darf Julia sich bezeichnen, seit sie ihren Bachelorabschluss in der Tasche hat. Für ihre Bachelorarbeit entwickelte sie eine eigene Kollektion, die ihrer Heimatstadt Bremerhaven gewidmet wurde und den Namen trägt:
» Denn es gibt keine Heimkehr «
Die Kollektion setzt sich mit den Utopien, Fantasien und Hoffnungen der Auswanderer des 19. Jahrhunderts auseinander. Der Prozess begann bei der Idee und den Entwürfen und endete mit einer vollständig genähten Kollektion, die auch abgelichtet wurde.
Nach den zahlreichen gesammelten Kenntnissen im Studium und viel Praxiserfahrung möchte Julia eine andere Richtung der Mode einschlagen. »Für Modedesign schlägt natürlich immer noch mein Herz, auch wenn ich jetzt nicht gerade anstrebe eine eigene Kollektion zu entwerfen. Sondern ich könnte mir auch vorstellen, anderen Ländern auf die Beine zu helfen, in die wir zum Beispiel Altkleider exportieren. Dann könnten sie aus den Altkleidern für sich eigene Designs entwerfen und daraus etwas machen. Ich glaube halt tatsächlich, dass die Modebranche immer schneller wird, das konnte ich auch im Studium merken. Und es ist immer so: Irgendwann kommt der Punkt, an dem es nicht mehr geht. Dieser schnelle Konsum funktioniert einfach nicht mehr. Ich will jetzt in eine Richtung gehen, in die Slow Fashion schon mit einsteigt. Das heißt: Aus vorhandenen Ressourcen neue Sachen entwickeln.«
Sie möchte nicht als klassische Modedesignerin arbeiten und bezeichnet sich auch nicht ausschließlich als Modedesignerin. »Ich finde es schon irgendwie witzig, weil ich manchmal vergesse, dass ich diesen Bachelorabschluss als Modedesignerin schon habe, weil ich mich ja offiziell Modedesignerin nennen darf. Aber ich würde mich absolut nicht so beschreiben. Ich hätte jetzt aber auch keine andere berufliche Bezeichnung für das, was ich mache, weil ich in so unterschiedlichen Feldern des Designs unterwegs bin, dass ich mich irgendwie schwer festlegen will. Ich nehme mir bewusst die Freiheit, mich nicht nur als Modedesignerin zu sehen, weil ich mir dadurch keine Grenzen auferlege. Ich persönlich habe das Gefühl, damit mache ich mich auch weniger angreifbar und kann mehr mein Ding verfolgen als den Normen der Gesellschaft zu unterliegen.«
» Für Modedesign schlägt natürlich immer noch mein Herz. «
Julia möchte viele Menschen erreichen und am liebsten etwas in der Welt verändern. Besonders wichtig sind ihr dabei die Nachhaltigkeit und die Menschen, weshalb sie anstrebt, ihre Kenntnisse über Mode, den Konsum und der Nachhaltigkeit in Form von Workshops weiterzugeben.
» Ziel dieser Workshops ist es, den Menschen einen bewussteren Umgang mit Bekleidung zu vermitteln.
Konsum ist nicht der Teufel, aber das Maß ist entscheidend. Die Modeindustrie ist im Wandel und ich persönlich finde es wichtig, nicht nur als vielleicht angehende Designerin, sondern auch allgemein als Konsumentin eine andere Wahrnehmung zu vermitteln.« Die Workshops würde Julia gerne an Schulen halten, um Menschen schon früh aufzuklären. Dafür hat sie eine ganz klare Umsetzung vor Augen. »Die Schüler sollen lernen, selbst durch kreative Techniken den Inhalt ihres Kleiderschrankes zu nutzen, oder auch den von Freunden und Familie. Das fördert am Ende auch ihre Entwicklung und weitere Talente, die vielleicht nie zum Vorschein kommen würden, wenn sie weiter gelangweilt durch beliebige Online Shops scrollen würden. Sie sollen lernen, Kleidung wirklich zu nutzen und nicht nur zu verbrauchen.«, erzählt mir Julia enthusiastisch von ihrer Idee.
Durch ihre bisherigen Erfahrungen ist Julia für ihr neues Projekt gut gerüstet und weiß, wie sie ihre Träume in die Tat umsetzen kann. »Ich glaube, man stellt so ein Projekt auf die Beine, in dem man es wirklich will und hart und intensiv daran arbeitet und Menschen sucht, die einem helfen, das Projekt in die Tat umzusetzen. Man sollte sich davon frei machen, Dinge alleine zu schaffen bei unternehmerischen Projekten. Dort sollte man lernen, Hilfe anzunehmen und zu suchen, bis dann ein Sponsor kommt und dann aber auch weitermachen. Nie aufhören, sondern immer weitermachen!«, spornt Julia andere an. Für ihre Workshops hat Julia auch noch ein besonderes Ziel: »Mein Ziel für die Workshops ist es, diese irgendwann staatlich finanziert zu bekommen.«
» Nie aufhören, sondern immer weiter machen! «
Nach dem vielen Engagement für die Welt hat mich besonders interessiert, was Julia in ihrem Alltag in puncto Nachhaltigkeit unternimmt. »Ich kaufe viel Second Hand. Ich habe jetzt auch angefangen, meine Freundinnen anzufixen und tausche auch viel Kleidung mit Freundinnen. Mein Kleiderschrank ist sehr überschaubar, ich habe jetzt nicht viele Klamotten, obwohl ich Modedesignerin bin. Ich finde wichtig, dass man seinen Stil findet und halt weiß, was einem gefällt und dann braucht man nicht die Masse an Klamotten. Sondern man greift dann zu den paar Sachen, die man mag und hat einen überschaubaren Kleiderschrank.
Mein Kleiderschrank ist sehr überschaubar, ich habe jetzt nicht viele Klamotten, obwohl ich Modedesignerin bin. «
»Ich kaufe in Second Hand-Geschäften besondere Teile und wenn ich dann mal wirklich ein neues T-Shirt oder so brauche, dann suche ich nach einer nachhaltigen Alternative. Aber ich bin auch eher der Meinung, es kommt gar nicht so auf Nachhaltigkeit an. Auch ein Otto-Normalverbraucher kann etwas besseres für die Umwelt tun, wenn er Bekleidung nicht mehr so konsumiert wie ein Getränk, was man sich im Café kauft, sondern wirklich sagt: Ich kaufe mir jetzt nicht jeden Monat drei neue Teile, sondern ich kaufe mir alle vier Monate ein neues Teil. Damit kann man auch schon viel erreichen. Man braucht nicht so viele Klamotten, das ist einfach so und man kann trotzdem immer gut aussehen.«, erklärt mir Julia und setzt damit für mich ein gutes Statement. Ich bin mir sicher, Julia wird mit ihrem Engagement viele Menschen erreichen und zum Umdenken bewegen.
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