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RAUM27


Raue Töne, doch auf die Message kommt’s an

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Raue Töne, doch auf die Message kommt’s an

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Raue Töne, doch auf die Message kommt’s an

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Während meiner Recherche frage ich mich immer wieder: Warum der Name RAUM27? Steckt vielleicht eine bestimmte Geschichte dahinter oder war es doch ein »Uns fällt gerade nichts besseres ein«? Dabei ist die Erklärung recht simpel und ein Teil ihrer Bandgeschichte – Raum 27, ihr Proberaum. Dass es noch viel tiefgründigere Überlegungen anderer zu diesem Thema gibt, erzählen mir die Bandmitglieder Mathis Schröder und Tristan Stadtler in einem Interview.

»Das Problem mit dem Bandnamen hat jede Band irgendwann und man macht sich die unnötigsten Gedanken darüber. Irgendwann haben wir einfach gesagt: ›Dann ist es eben RAUM27‹. Viele können sich nicht erschließen, was das nun ist und das gefällt uns an dem Namen total.«, so Mathis.

Tristan erwähnt daraufhin wilde Theorien, ob der Bandname etwas mit Club 27 zutun hätte – ein Begriff, der für die Todesfälle bekannter 27-jähriger Musiker wie Jimi Hendrix, Kurt Cobain oder Amy Winehouse steht. »Nach einem Konzert kam mal eine Frau zu uns und sagte: ›Mensch, hat das was mit Club 27 zutun? Wollt ihr euch mit 27 umbringen?‹. Dann habe ich zu ihr gesagt: ›Also ich bin jetzt 23 – kaufen Sie schnell mein Album, es wird langsam eng!‹. Wir konnten dann alle darüber lachen. Es ist spannend, was die Leute so denken.«

Die beiden Jungs haben allein im letzten halben Jahr, seit der Veröffentlichung ihrer EP »Traurig aber ist so«, über 30 Konzerte gespielt. Dass der Weg zur Reichweite, als Newcomer-Band aus Bremerhaven, jedoch nicht einfach ist, wussten sie von Beginn an. Aber wie entstand die Zusammenarbeit der beiden? Mathis begann schon im Alter von sechs Jahren Musik zu machen – heute übernimmt er die Gitarre und das Piano in der Band. Tristan hingegen kam erst wesentlich später zum Gesang, aber seine extreme Bindung zum Lyrischen war schon immer vorhanden. Beide gingen auf die selbe Schule und während ihrer Abitur-Phase haben sie sich dazu entschlossen, eine Band zu gründen. Man probierte sich mit Covern aus, schrieb englische und deutsche Songs, doch beide kamen irgendwann zu der Entscheidung bei der deutschen Musik zu bleiben.»Man kann sagen, dass es englische und deutsche Texte gab und wir uns am Ende für deutsche Texte entschieden haben, weil die dann doch mehr Aussagekraft hatten. Wir haben auch bemerkt, dass deutsche Musik momentan sehr beliebt ist.«, sagt Mathis.

»Wir haben schnell gemerkt, dass wir sozialkritisch anecken und den Menschen zum Nachdenken und Hinterfragen bringen wollen. Wir wollen niemandem etwas in den Mund legen.

Sie sollen anhand der Texte kurz inne halten und darüber nachdenken: ›Warum haben die das so komisch geschrieben?‹. Ich glaube man muss die Sprache ziemlich gut drauf haben, ein weit gefächertes Vokabular besitzen. Man muss Doppeldeutigkeit bis hin zur Vieldeutigkeit verstehen – das wäre im Englischen weniger möglich gewesen. Daran wären wir gescheitert.«, ergänzt Tristan. Gute Musik ist jedoch nicht immer alles. Die Musik ist das, was die Fans an den Musiker bindet, doch sie muss erst einmal gehört werden. Dazu gehört viel Vermarktung und noch einiges mehr. RAUM27 wollten nie als Schülerband wahrgenommen werden, darum machten sie sich parallel zur Produktion ihrer EP viele Gedanken darüber, wie sie möglichst viel Aufmerksamkeit generieren können.

»Wir haben ziemlich wenig geschlafen, würde ich sagen. Uns war klar: Das läuft nicht, wie man sich das gerne vorstellt. Man schreibt ›Perfect‹ von Ed Sheeran und macht das Wembley-Stadion voll. Als wir die Lieder rausgebracht haben, spielten wir unglaublich viel live, haben Radiosender angeschrieben, Interviews mit diversen Magazinen geführt und Magazine angeschrieben. Es war unglaublich viel Öffentlichkeitsarbeit und Promotion.«, erzählt Tristan.

Ein besonders prägendes Erlebnis in ihrer Bandhistorie war ein Konzert von Faber im Bremer Schlachthof. Eigentlich waren Mathis und Tristan nur Gäste, doch der Abend entwickelte sich zu ihrer Lieblingsstory. Die beiden standen in der ersten Reihe und mitten im Konzert durften sich Menschen aus dem Publikum melden. Tristan ergriff die Chance und fragte Faber, ob sie ihm einen Song vorspielen könnten – sie würden gerne seine Meinung dazu hören. Einige Minuten später standen sie dann auch schon auf der Bühne und performten ihren Song vor dem anwesenden Publikum. »Faber ist mit seinem Weißwein ins Publikum gegangen und hat sich dort hingestellt. Wir haben erst zu zweit angefangen und dachten auch, dass es so zu Ende geht, aber in der Mitte des Songs ›Hymnen vom Schlauchboot‹ kam seine Band zurück auf die Bühne und hat einfach mit eingesetzt. Tausende Leute haben gedacht das war inszeniert, weil es so gut gepasst hat. Keiner hat sich verspielt – es sah so aus als würden wir zu denen gehören.«, so Mathis.

Die Jungs bekamen durch viel positives Feedback immer mehr Aufschwung. Sie spielten in Dortmund, Bremen, Hamburg, Wolfsburg, Braunschweig – selbst im Kliemannsland. Während sie derzeit über eine kreative Schaffensphase in LA nachdenken, verbrachten sie das Jahr 2019 größtenteils auf der Straße.

»Wir haben gesagt dieses Jahr wollen wir als Live-Band los preschen. Wir wollen uns so viel Erfahrung wie möglich erspielen, natürlich auch Reichweite. Wir wollten das richtige Hustle-Leben erfahren – wie das ist, wenn der Sprit leer geht, 'ne Autopanne mitten auf der Autobahn, die Technik ausfällt, weil noch immer kein Stecker steckt und der Techniker krank ist oder wie es ist, in einem Club nur vor dem Besitzer zu spielen. Wir haben aber immer gesagt, egal vor wem wir stehen: Wir spielen immer für 30.000 Leute – ob da jetzt nur einer ist, oder eben 30.000.«, verrät Tristan.

Wer sich ihre Musik auf den geläufigen Streaming-Plattformen einmal anhört, wird gewisse Parallelen zu Bands wie AnnenMayKantereit oder Kraftklub hören. Diese Bands spielen deswegen sogar in manchen ihrer Songtexte eine Rolle. Als bewusste Entscheidung würden sie es jedoch nicht beschreiben, dass sie ausgerechnet diesen Stil verfolgen. »Wir sind von diesen Bands teilweise inspiriert oder wir haben uns – das ist meine Meinung dazu – deswegen auch getraut mit diesem Stil voranzugehen. Wir hören uns dennoch eigen an und treten bewusst davon ab, dass sich jeder Song auf unserer EP gleich anhört. Das gibt es ja immer wieder bei gewissen Bands. Man hört sich ein Album an und hat beim letzten Lied noch immer den selben Gedanken im Kopf, wie beim ersten. Es ändert sich nicht wirklich etwas und wir versuchen dort ein Mittelmaß zu finden, was die Musik und den Stil angeht.«, erzählt Mathis.

Auch in Zukunft wird es noch viel mehr Musik von den beiden geben. In diesem Jahr soll es noch einen weiteren Single-Release geben und auch das Jahr 2020 wird aufregend für die Band. Geplant ist ein Sommer voller Festivalauftritte und wenn alles glatt läuft, auch ein Album. Wer die Chance hat, die Band einmal live zu erleben, sollte sie nutzen, denn die Musik ist nicht nur ziemlich erfrischend, auch die sympathische und witzige Art der beiden und ihre Fähigkeit die Aufmerksamkeit des Publikums an sich zu binden, ist etwas, was nicht jeder Künstler so vorweisen kann.

»Wir sind nicht so, dass wir mit nem Weißwein auf Kunstgalerien rumrennen und ich mir dann die 24. Bertold-Brecht-Biografie reinziehe, weil ich denke: Da gibt es irgendwas, was ich noch nicht weiß. Wir diskutieren viel mit Menschen und denken uns unseren eigenen Teil.«,

so Tristan, als die beiden über die Bedeutung ihrer Band und ihrer Musik sprechen. Mathis ergänzt, »Es ist einfach eine gute Zeit um gesellschaftskritisch zu sein. Es gibt so viel worüber man sich aufregen kann und sollte – und auch das bringt viel Inspiration.«

Wir freuen uns auf jeden Fall darauf mehr von euch zu hören und wünschen viel Erfolg bei allem, was noch kommt. Wer nun gern weitere Informationen zu Konzertterminen und Veröffentlichungen haben möchte, bekommt diese auf ihrer Website. Auch auf Social Media geben sie sich große Mühe, ihre Fans zu unterhalten und am täglichen Bandgeschehen teilhaben zu lassen.

Autorin
Frances

Fotos: Max & Frances