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Eva Maciejewski


Die Suche nach sich selbst als Stilmittel

Eva Maciejewski

Eva Maciejewski


Die Suche nach sich selbst als Stilmittel

Eva Maciejewski


Die Suche nach sich selbst als Stilmittel

Eva Maciejewski schwarzweiß

Die Erkundung des eigenen Charakters und was man nach der Schule machen möchte sind ein entscheidender Teil der Jugend. Man guckt sich auf Messen um, nimmt an Infoveranstaltungen teil und nicht wenige verzweifeln – zurecht – an der Frage, was sie in der Zukunft machen möchten. Diejenigen, die an Kunst interessiert sind, werden – zu unrecht – nicht ernst genommen und wenn man gefragt wird, was man machen möchte, versucht man unter allen Umständen, die „irgendwas mit Medien“-Antwort zu vermeiden. Scheitern die Bewerbungen bei den Kunsthochschulen, gibt es noch den Evergreen unter den Studiengängen: Betriebswirtschaft. Dort sind aber Kreativität und Selbstentfaltung eher die letzten Dinge, die in der Beschreibung dieses Fachs auftauchen würden. Dann lieber abbrechen und es erneut bei einer Kunsthochschule versuchen - wieder abgelehnt! Vor lauter Zweifel an der eigenen Leidenschaft versucht man es erneut an einer kunst- und medienorientierten Universität und siehe da: Endlich angenommen und einen neuen sicheren Hafen gefunden! So lässt sich die Odyssee von der Künstlerin Eva Maciejewski beschreiben.

Eva Maciejewski

Eva ist 23 Jahre alt und studiert zurzeit an der Uni Oldenburg. Ihre Werke dokumentieren unter anderem die Berg- und Talfahrt in ihrem Leben und vermeiden einen Fokus auf ein bestimmtes Thema. Seitdem sie sich mit Kunst auseinandersetzt, befindet sie sich in einer ständigen Probierphase: Während sie sich anfangs mit einer Handykamera in die Fotografie gestürzt hatte, wurde in den darauffolgenden Jahren mehr mit Kohle und Aquarell gearbeitet. Mit dem Studium kamen dann Bearbeitungsprogramme wie Photoshop hinzu, mit denen sie die Bildsprache ihrer Werke nun weiter ausarbeiten kann.

Die Bildsprache in Evas Werken zeichnet sich durch eine Düsterheit und Leere aus. Dabei fällt nicht nur die Körperhaltung der gezeigten Figuren, sondern vor allem die Verarbeitung der Gesichter auf - denn die sind entweder ausgeschwärzt oder verzerrt. Laut Eva sind sie im BWL-Studium in Brandenburg entstanden, »wo ich diese Phase hatte und nicht wusste:

» Was will ich? Wo will ich hin? Was kann ich eigentlich?

Ich stand die ganze Zeit in so 'nem Zwiespalt, wo ich nicht wusste, was ich jetzt überhaupt machen möchte und ob ich das jetzt aufgeben soll [...] Ich hatte deswegen auch sehr viele Probleme und ich glaube, das spiegelt sich auch in den Arbeiten wieder.

Wer bin ich überhaupt? Was möchte ich? Was sind meine Stärken? «.
Eva Maciejewski

Beim Thema Zwiespalt ist Eva stets auf der Suche nach dem »Auslöser« oder dem Grund für das Motiv. »Ich finde es interessanter, einfach mal so ‚ne andere Seite zu zeigen, als dass man immer einfach ins Positive geht und immer das Schöne darstellt.

Kunst muss ja auch nicht immer schön sein. Es kann ja auch was ›Hässliches‹ darstellen. «

Abgesehen von persönlichen Hoch- und Tiefpunkten setzt sich Eva auch mit aktuellen Themen wie Frauenrechten auseinander. So ist mir auf ihrem Instagram-Account ein Bild mit zusammengenähten Blutorangen sofort ins Auge gefallen. Mit dem Werk bezieht sich Eva auf den Status der Frau in der heutigen Gesellschaft und wundert sich über die plötzlich aufkommende, selbstbewusste Darstellung: »Ich habe sehr intuitiv gearbeitet [...] und habe dann einfach plakativ die Orangen und Grapefruits als das weibliche Geschlecht genommen und habe angefangen, Nägel reinzuhämmern. Ich habe versucht, das Brutale dahinter darzustellen, weil es mich stört, dass so etwas immer heruntergespielt wird, auch von meinen Freunden teilweise. Besonders von den Männern, die um mich herum sind, die meinen, dass wir Frauen ja übertreiben, wenn es um Frauenrechte geht. Ich wollte diese Verletzlichkeit und die Unterdrückung damit in den Fokus rücken.«

Eva Maciejewski

Eine Grenze in der Darstellung und Kreativität sieht Eva nicht, jedoch gibt es für sie etwas, das von Künstlern allgemein verabscheut wird – Vorschriften. Sie veranschaulicht das anhand einer Aufgabe aus dem Studium in Oldenburg, in der sie Klänge aus einem Filmausschnitt mithilfe von sechs Bildern visualisieren musste. »Was mich an der ganzen Sache gestört hat, war eigentlich nicht die Aufgabe an sich, sondern dass die Dozentin gesagt hat, dass wir das abstrakt machen sollen und dass sie versucht hat, uns in eine Richtung zu lenken. [...] ansonsten ist das falsch und am Ende haben wir das vorgestellt und sie hat gesagt: Das ist richtig, das ist falsch - und das stört mich am meisten daran, weil ich mir denke: Jeder interpretiert das auf seine eigene Art und Weise. Warum sollte sie mir sagen, wie ich das interpretieren soll? Dann kann sie das auch selber zeichnen.«

Zusätzlich zur persönlichen Interpretation von einem Thema ist es auch noch schwierig abzuschätzen, ab wann ein Werk fertig ist. »Das ist schwierig, weil ich noch sehr oft etwas daran verbessern möchte. Es fällt mir sehr schwer zu sagen: ›Ich höre jetzt auf.‹ Ich brauche ziemlich lange, außer ich merke, dass ich da jetzt drei Tage [an dem Werk] dran saß à zehn Stunden und dann einfach komplett fertig bin (lacht). Ich glaube nicht, dass ein Bild jemals überhaupt fertig wird, weil man es immer verändern kann und mir auch neue Sachen in den Sinn kommen. Aber meistens, wenn es mir einigermaßen gefällt und ich sage: So würde ich es auch jemanden vorzeigen, dann höre ich auf.«

Eva Maciejewski

Wenn Eva ihre Zeichnungen hinterfragt, achtet sie, wie ein Designer bei der Fehlersuche, darauf, nicht alles kritisch und negativ zu betrachten. »Ich hinterfrage meine Sachen auf jeden Fall. Ich finde, man muss nur aufpassen, dass man sich nicht einredet, dass man nichts kann. Es ist immer wichtig, dass man den Fokus hat, aber es ist trotzdem auch wichtig, dass man hinterfragt, warum man was macht und was letztendlich das Ziel ist.«

Zum Stichpunkt Fokus habe ich sie zum Schluss gefragt, was sie anderen Personen rät, die sich für Kunst und das Zeichnen interessieren. Ihre Antwort liest sich wie der Verlauf ihrer damaligen Odyssee mit den Bewerbungen an den Kunsthochschulen. »Das Wichtigste ist einfach zu machen, auszuprobieren und keine Angst davor haben, dass man etwas falsch machen kann. Wenn es scheiße aussieht, dann machst du einfach etwas Neues. Man muss einfach verschiedene Techniken und Materialien ausprobieren, aber ansonsten komplett frei arbeiten und sich vor allem nicht einschränken [lassen].

Ich bin von Obst, Flaschen und Gesichtern zu Körpern, verschiedenen Haltungen und Händen gegangen. Dass man erstmal ein Gefühl dafür bekommt, wie man das zeichnen könnte und was man überhaupt kann und sich dabei nicht selber unterschätzen.«

» Nicht sagen: ›Ich kann das eh nicht, deswegen probiere ich das nicht aus‹, sondern einfach machen! «.
Eva Maciejewski
Autor
Marco

Fotos: Janika, Eva Maciejewski